Was Sie tun können, wenn Ihr Hund Trennungsangst hat© Burst – pexels.com

Trennungsangst beim Hund – so stellt das Alleinsein kein Problem dar

Aufgeregt schließen Sie die Tür zu Ihrer Wohnung auf. Auf eine wütende Nachricht Ihres Nachbarn hin haben Sie Ihren Ausflug abgebrochen: Ihr Hund heule das ganze Haus zusammen. Als Sie das Wohnzimmer betreten, bewahrheiten sich Ihre Befürchtungen: Die Kissen sind zerfetzt, Ihre Hausschuhe angefressen. Den Teppich verunziert eine große Urin-Pfütze. Warum nur verhält sich der beste Freund in Ihrer Abwesenheit so?

Was viele nicht wissen: Das oben beschriebene Verhalten vieler Hunde ist nicht etwa auf mangelnden Gehorsam zurückzuführen. Ihr Haustier empfindet Stress, weil seine Bezugsperson nicht da ist. Hunde sind ausgesprochen sozial. Allein zu sein ist für sie ein eher unnatürlicher Zustand. Wenn Ihr Vierbeiner allein ist, leidet er unter Trennungsangst. Die einen können besser damit umgehen, die anderen weniger gut. Etwa ein Drittel aller Hunde zeigt bei Trennungsangst ein auffälliges, gestresstes Verhalten, dass sich in Bellen, im Anknabbern von Dingen, ungewolltem Lösen und anderen ungewünschten Verhaltensweisen äußert.

Was tun, damit Ihr Hund sich auch allein entspannt?

Ihren Hund zu bestrafen ist kontraproduktiv. Statt Ihren Hund nach längerer Abwesenheit zu ignorieren, geben Sie Ihm die Aufmerksamkeit, nach der er sich so sehnt. Begrüßen Sie ihn.
Bereiten Sie Ihren Hund schonend darauf vor, sich auch dann zu entspannen, wenn seine Bezugsperson abwesend ist.
Hierfür können Sie Düfte, ein Signalwort oder Musik nutzen – oder eine Kombination aus mehreren oder allen dieser Faktoren.

Duft

Beträufeln Sie ein Tuch mit Lavendelöl und geben Sie es dem Hund zum Kuscheln. Alternativ können Sie ein Lavendel-Säckchen verwenden. Es muss auch kein Lavendel sein, nur hat dieser Duft den Vorteil, dass er von Natur aus eine beruhigende Wirkung hat.

Musik

Wir empfehlen beruhigende Klänge. Besonders gut eignet sich klassische Musik. Stellen Sie die Lautstärke so ein, dass sie lediglich im Hintergrund läuft und nicht in den Vordergrund rückt.

Wort

Überlegen Sie sich, wie Sie sich von Ihrem Hund verabschieden wollen, wenn Sie die Wohnung verlassen. Versuchen Sie, bei diesem Abschiedsgruß zu bleiben, damit Ihr Hund sich daran gewöhnt und denkt: „Okay, Herrchen/Frauchen ist jetzt für eine Weile weg, aber ich kenne das ja. Alles gut.“

Die Übung

Nehmen Sie sich etwa eine Viertelstunde Zeit für Ihren Hund. Kraulen Sie ihn so, wie er es mag. Ihr vierbeiniger Freund soll sich richtig entspannen und sich rundum wohlfühlen. Lassen Sie währenddessen die entspannende Musik spielen und/oder sorgen Sie dafür, dass Ihr Hund den Entspannungs-Duft wahrnimmt. Streicheln Sie Ihren Hund mindestens eine Viertelstunde, bis Sie das Gefühl haben, er ist tiefenentspannt. Wiederholen Sie diese Übung täglich.

Die Praxis

Nach ein paar Wochen sollten Sie einen Feldversuch wagen. Gut wäre es, wenn Sie eine Kamera oder ein Aufnahmegerät in dem Zimmer laufen lassen könnten, in dem der Hund sich aufhält. Verlassen Sie nun die Wohnung. Gehen Sie in den Garten oder ein Stück die Straße runter. Hören Sie Ihren Hund? Nein? Gut. Dann hat sich das Training bereits bezahlt gemacht und Ihr Hund ist trotz Ihrer Abwesenheit in dem angenehmen Zustand der Entspannung, auf den Sie ihn konditioniert haben. Warten Sie aber nicht zu lange! Auch wenn Ihr Hund entspannt bleibt, sollten Sie nach einer Viertelstunde wieder zur Wohnung zurückkehren. Mit der Zeit können Sie die Dauer Ihrer Abwesenheit Stück für Stück verlängern.
Sollten Sie beim Ansehen beziehungsweise -hören Ihrer Aufnahmen feststellen, dass Ihr Hund wieder das für die Trennungsangst typische Verhalten aufweist, wissen Sie, was Sie zu tun haben. Üben Sie weiter und haben Sie Geduld. Denken Sie immer daran, dass Ihr Hund nicht aus Trotz handelt, sondern weil er gestresst ist. Gestresst, weil seine Bezugsperson nicht da ist.

Kommentar schreiben